Abschließend noch die Anmerkung: Heterarchie erlernen bezieht sich hierbei zunächst auf die Führungsbeziehungen und die Führungskultur im Unternehmen und nicht auf die Organisationsstruktur. Hierarchie verlernen heißt nicht, auf organisatorische Hierarchie komplett zu verzichten oder abzuschaffen. Hierarchie wird es weiterhin geben – und wird auch weiterhin benötigt. Die Führungskraft kann z.B. Verantwortung abgeben, trägt aber nach wie vor die hierarchisch-organisatorische Gesamtverantwortung. Hierarchie verlernen heißt zunächst einfach weniger Hierarchie in der Führung(sbeziehung) zu seinen Mitarbeitern, aber nicht zwingend in der Beziehung zur Organisation.

2. Transparenz erlernen

Die zweite wichtige Stellschraube trägt den Namen Transparenz. Transparenz ist eine faszinierende Wunderwaffe. Transparenz ist allumfassend und bezieht sich auf alle Prozesse, und Strukturen in einem Unternehmen. Einmal eingesetzt entfaltet sie eine fast potenzierende Wirkung. Transparenz umfasst die Bereitstellung von Informationen, Einblick in Entscheidungsprozesse sowie offener Umgang mit ‚Herrschaftswissen‘.

Die Wirkung von Transparenz ist mannigfaltig und reduziert viele Führungs-Störfaktoren wie Unsicherheit, Ungerechtigkeit, Akzeptanzprobleme und fehlendes Vertrauen. Transparenz reduziert Unsicherheit, das oft durch Unwissenheit entsteht. Durch die Offenlegung z.B. der Finanzahlen des Unternehmens wissen die Mitarbeiter wie gut und wie schlecht es um das Unternehmen steht. Transparenz ermöglicht Gerechtigkeit, denn dort, wo man Einblick in Entscheidungsprozesse erhält, sind die Beteiligten indirekt besonders verpflichtet, Ungerechtigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen. Transparenz schafft auch mehr Akzeptanz, da sich Prozesse und Entscheidungen nachvollziehen lassen. Und Transparenz schafft Vertrauen, wenn die Führungskraft offen und ehrlich auch mit ihren eigenen Befindlichkeiten, Fehlern und Schwächen umgeht.

Wie bei der Hierarchie geht es auch nicht darum, alles transparent zu machen. Es gibt sicher einige Bereiche, die durch weniger Transparenz geprägt sein sollten. Aber Hand aufs Herz: Es finden sich definitiv mehr Gründe für mehr Transparenz in Führungsbeziehungen als Gegenargumente.

3. Kommunikation optimieren

Die dritte – und wahrscheinlich wichtigste – Stellschraube ist Kommunikation. Führung ist Kommunikation, denn Führung wird erst durch Kommunikation realisiert. Ohne Kommunikation findet keine Führung statt. Daher ist und bleibt Kommunikation auch im digitalen Zeitalter die Meta-Kompetenz. Insofern sollte die Führungskraft auch hier sein größtes Augenmerk legen. Kommunikation heißt dabei nicht, viel zu reden und rhetorisches Geschick zu besitzen. Nein, Kommunikation meint miteinander reden. Und dies besteht neben ‚reden‘ vor allem aus ‚zuhören‘, ‚Feedback geben‘ und ‚Fragen stellen‘. Eine exzellente Führungskraft konzentriert sich zunächst darauf die richtigen Fragen zu stellen, dann gut zuzuhören, um dann Feedback zu geben – und zwar in dieser Reihenfolge. Werden Sie grundsätzlich skeptisch, wenn Führungskräfte immer den größten Redeanteil haben. Dies ist dann oft weniger Mitarbeiterführung als Mitarbeiterdirektive.